Wir sind seit 10.10.2010 wieder zurück in Österreich!

Montag, 4. Oktober 2010

Gipfelerfolg leider vom Winde verweht

Liebe Freunde,

es hat nicht sollen sein!

Extreme Kälte, Sturm und nicht zuletzt Lawinengefahr haben unseren Gipfelgang vereitelt.

Die „Göttin des Türkis" hat sich in der heurigen Nachmonsunzeit überhaupt von ihrer abweisenden Seite gezeigt. Das kalte und stürmische Wetter der letzten Tage, die starken Schneefälle davor, mehrere Verletzte durch Lawinenabgänge und nicht zuletzt, die Weigerung der Sherpas, die vereinbarten und bezahlten Seilversicherungen anzubringen haben die meisten Gipfelaspiranten entnervt und frühzeitig abreisen lassen.

Wir selbst haben unsere Hochlager geräumt, zwei letzte Sturmnächte „genossen", unsere Finger und Zehen ein letztes Mal der extremen Kälte ausgesetzt und sind gestern zum ABC abgestiegen, wo wir jetzt unsere Ausrüstung trocknen, sortieren und packen und morgen, mit etwas Glück, nach 26 im Zelt verbrachten Nächten, wieder den beinahe ungewohnten Komfort eines landestypischen chinesischen Hotels genießen werden können!

Wenn dann alles gut geht, werden wir übermorgen Abend in Kathmandu eintreffen und dort, in der relativen Zivilisation der nepalesischen Hauptstadt die verbleibenden zwei Tage mit Essen, Trinken, letzten Besichtigungen und Relaxen verbringen.

Unsere Gedanken werden in dieser Zeit, während der Heimreise und sicher auch in Zukunft immer wieder nach Nepal, Tibet, in die großartige Gebirgslandschaft des Himalaya und in das Erleben und Erleiden einer großen Expedition, die die Freuden und Leiden eines
ganzen Menschenlebens vermitteln kann, zurückkehren.

Abschließend danken wir Euch Allen für die guten Gedanken und Wünsche, die Ihr uns auf unsere große Reise mitgeschickt habt, freuen uns auf ein Wiedersehen und verabschieden uns mit folgenden Zeilen von Friedrich Hölderlin:

Alles prüfe der Mensch, sagen die Himmlischen,
dass er, kräftig genährt, danken für Alles lern, und
verstehe die Freiheit, aufzubrechen, wohin er will.

Alles Liebe von den ganz hohen Bergen von Sepp und dem Expeditionsteam:
Walter, Roland und Michael

P.S. Wir sind zuversichtlich, auch ohne Gipfelfotos gutes und ausreichendes Fotomaterial mit nach Hause bringen zu können und freuen uns schon jetzt, unsere Erlebnisse mit Euch teilen zu können. Sobald Vortragstermine feststehen findet Ihr diese auf diesen Seiten!

Mittwoch, 29. September 2010

Final Countdown

Nach dreitägigem warten im ABC starten wir morgen zu unserem Gipfelversuch. Das Wetter ist seit ein paar Tagen stabil, die Sonne scheint den ganzen Tag und der Wind hat sich gelegt. Leider stehen die Vorzeichen trotz allem extrem schlecht, da sich große Schneemengen in nicht entladenen Lawinenhängen im und über dem Gelben Band in Rund 7600 Meter befinden. Drei Versuche der sehr starken nepalesischen Sherpa einen Weg zum Gipfel zu eröffnen endeten jeweils mit einem Lawinenabgang - zum Glück "nur" mit verletzten Bergsteigern. Trotzdem hoffen wir nach wie vor, dass bis zu unserem Gipfeltag am 3. Oktober eine Besserung der Schneeverhältnisse eintritt und ein einigermaßen sicheres Begehen möglich wird. Wir verabschieden uns für die nächsten 7 Tage mit einem Foto unseres Ziels (heute in strahlendem Sonnenschein), schicken euch viele liebe Grüße - drückt uns die Daumen!

Sonntag, 26. September 2010

Sturmnacht auf 6850 Metern

Vor drei Tagen und somit um einen Tag verspätet sind wir zu unserer letzten Akklimatisations-Tour aufgebrochen. In bekannter Art und Weise ging es über die endlose Moräne und den Killer-Hang zum Lager I. Aus Sonnenschein und angenehmen Temperaturen am Abend wurde über Nacht ein ausgewachsener Sturm, der auch am Morgen noch anhielt. Trotzdem sind wir gegen 9 Uhr Richtung Lager II aufgebrochen. Der Serac erwies sich diesmal als Kriterium, da in den vergangenen Tagen ein großes Stück davon abgebrochen war, und er deshalb noch schwieriger zu klettern war, dafür legte sich der Sturm und die Sonne kam zum Vorschein. Nach gut 4 Stunden hatten wir unser Lager II auf 6850 Metern erreicht. Petrus hatte gerade noch 2 Stunden Einsehen mit uns, genügend Zeit zum Kochen und für Michael einen Material-Transport bis auf 7150 Meter durchzuführen. Danach kam erneut starker Wind auf, der über Nacht zum ausgewachsenen Höhensturm wurde, der auch mit Sonnenaufgang um 8 Uhr Früh nichts von seiner Stärke verlor. Dennoch packten wir unsere Rucksäcke und stiegen, teils von heftigen Böen begleitet, was speziell das Abseilen über den Serac immens erschwerte, mit einer kurzen Pause auf Lager I, ab ins ABC, wo wir uns einen gemütlichen Spätnachmittag mit gutem Essen und vor allem Trinken gönnen. Die nächsten Tage werden wir uns im ABC erholen und auf gutes Wetter für den Gipfelgang warten. Bis dahin verabschieden wir uns mit einem Foto unserer Zelte auf Lager II und
vielen lieben Grüßen, Sepp, Roland, Walter und Michael

Mittwoch, 22. September 2010

Morgen Aufbruch zur letzten Akklimatisations-Tour

Morgen gegen 8 Uhr werden wir zu unserer letzten Akklimatisations-Tour starten. Geplant ist, so die Schneeverhältnisse (wir hatten in den letzten zwei Tagen ca. 50 cm Neuschnee) zulassen, ein Aufstieg mit einer Nächtigung in Lager I und Materialtransport zum, und eine Nacht auf Lager II sowie ggf. ein Material-Depot in einer Höhe von etwa 7200 Meter.

Wir verabschieden uns bei euch mit einem Foto einer wunderschönen Abendstimmung, aufgenommen vor zwei Tagen im ABC und melden uns nach unserer Tour in ca. 4 Tagen wieder bei euch! Bis dahin alles liebe aus Tibet, Michael & Sepp für das Team.

Montag, 20. September 2010

Materialtransport zum Lager II (6850m)

Vor zwei Tagen machten wir uns erneut auf den langen Weg über die Gletschermoräne Richtung Killer-Hang und schlussendlich zum Hochlager I in 6400 Meter. Auch diesmal viel uns der sehr steile Schotterhang nicht wirklich leicht, außerdem begann es, wie scheinbar zu dieser Tageszeit üblich, zu schneien. Rasch das zweite Zelt aufstellen, den Gaskocher anwerfen und Schnee schmelzen. In den folgenden Stunden wechseln sich Sonnenschein und Schneefall ab bevor wir uns gegen 18 Uhr in unsere Schlafsäcke verkriechen.

Die erste Regung am Morgen beförderte feucht-kalten Reif in unsere Gesichter und uns selbst aus dem Land der Träume, in die kalte Wirklichkeit von 6400 Meter Höhe. Rasch Tee gekocht, Müsli gegessen, auf engstem Raum im Zelt die Kleidung angelegt und schon ging es los Richtung Hochlager II.







Der extrem steile Hang, gleich nach dem Lager, sorgte bereits am frühen Morgen für kurze Schritte und heftiges Schnaufen. Abwechselnd über Steilstufen und flacheres Gelände führte uns der weitere Anstieg zu einer ca. 100 Meter hohen Eisstufe (Serac) mit ca. 70 Grad Steigung auf 6800 Meter, die mit Fixseil, Steigklemme und enormen Kraftaufwand überwunden wurde.



Danach noch ein sanfter Aufschwung und wir haben unseren Wunschplatz, die letzte sichere Stelle vor dem Eisbruch, für Hochlager II auf 6850 Meter Höhe gefunden.

Die enorme Sonneneinstrahlung sorgte für extremes Hitzeempfinden (gefühlte + 40 Grad Celsius) und die Strapazen des vierstündigen Aufstiegs mit doch sehr schweren Rucksäcken macht das Ausschaufeln der Lagerplätze und das Aufstellen der Zelte zur Schwerarbeit.

Rechtzeitig zum Abstieg um 14 Uhr setzt der obligatorische Nachmittags-Schneefall, begleitet von einem beginnenden White-Out ein, was das Abseilen über den Serac und den weiteren steilen Abstieg ins Hochlager I extrem mühsam machte.

Die weitere Nacht im Lager I verbringen wir dank der besseren Höhenanpassung bereits recht „komfortabel“, wenngleich unsere Körperwärme den eisigen Untergrund nicht eben recht eben macht.

Pünktlich um 7:45 Uhr, von der Morgensonne geweckt, trotzdem wieder kalten Reif im Gesicht, ist der Frühstückstee rasch gekocht und wir steigen bei Schönwetter hinab ins ABC wo uns unsere Küchenmannschaft mit Pommes und Toast bereits erwartet und wir die nächsten zwei Tage rasten werden, bevor es erneut los geht. Vor unserem geplanten Aufbruch am Donnerstag lassen wir wieder von uns hören.

Bis dahin viele liebe Grüße von Michael (und den Ghostwritern Sepp & Walter) für das Expeditionsteam!

PS: Soeben hat es wieder zu schneien begonnen und die Pläne für eine Nachmittags-Siesta in der Sonne Tibets durchkreuzt ;-)